Voith von Voithenberg-Stiftung
Erdmute Voith von Voithenberg, Tochter von Gerda und Dr. Hans Voith von Voithenberg nahm das Jahr 2009 - es wäre der 100. Geburtstag von Gerda Voith von Voithenberg gewesen - zum Anlass sowohl mit einer Ausstellung an das vielschichtige Werk ihrer Mutter, einer bemerkenswerten Frau mit einer Biografie, in der sich fast ein Jahrhundert deutscher Geschichte widerspiegelt, zu erinnern, als auch die Voith von Voithenberg-Stiftung einzurichten, um gemeinsam mit dem Kunstmuseum der Stadt Bayreuth entsprechend der klassischen Museumsaufgaben das Kulturerbe von Hans und Gerda Voith von Voithenberg zu erforschen, zu bewahren und unter wissenschaftlichen, kulturellen und didaktischen Gesichtspunkten zu publizieren und auszustellen. Die Voith von Voithenberg-Stiftung hat sich auch zum Ziel gesetzt, das, was sich nach dem 2. Weltkrieg in der Familie künstlerisch zum Teil mehr oder weniger im Verborgenen entwickelt hat, an die Öffentlichkeit zu bringen und die mutige, erste freie Künstlervereinigung - "Freie Gruppe" in Bayreuth in den Mittelpunkt der Tätigkeit zu stellen. Gerda Voith von Voithenberg hatte seit 1951 Kontakt zu der Gruppe und stellte seit 1955 mit der "Freien Gruppe" Bayreuth über 10 Jahre ihre Bilder aus und so ist die Aufarbeitung dieser gesamten Gruppe von bildenden Künstlern und deren Wirken für Bayreuth ein logischer Schwerpunkt in der Stiftungsarbeit.
Gerda Voith von Voithenberg
Gerda Freifrau Voith von Voithenberg, geb. Freiin von Waldenfels, geboren am 16. September 1909 in Bayreuth, verstorben am 28. März 2001, Geschwister: drei ältere Brüder
Die Arbeiten dieser Künstlerin zeigen, dass sie weder als Mensch noch in ihren Werken etwas Provinzielles ausstrahlt. Nein, im Gegenteil, es wird deutlich, wie ungewöhnlich, unangepasst, mutig, kritisch, modern und fortschrittlich sie als eine der wenigen Frauen zu ihrer Zeit in diesem Metier gewesen ist. Das vielschichtige Werk der Gerda von Voithenberg, das primär durch die Malerei, aber auch durch Reise-Skizzen und Karikaturen geprägt ist, lohnt sich intensiv zu betrachten und die eindrucksvollen bildgebenden Elemente näher ins Auge zu fassen.
Die Bilder strahlen Balance und Geschlossenheit aus und lassen Raum zur Interpretation durch den Betrachter. In einer Vielfalt von Formen, Farben und kräftigem Strich wird in ihrem Werk eine breite Palette stimmungsvoller, farbenfroher Motive gezeigt, die von Naturinspirationen geprägt sind. So finden sich harmonische, aber auch wilde Landschaften, Blumen, Traumwelten, Abstraktes, aber auch gegenständlich Greifbares in den Werken. Stilistisch sind die Werke einer Kunstrichtung zuzuordnen, die sich aus dem Expressionismus herausgebildet hat.
Die Malerin selbst hat dabei eine eigene hinausweisende Komponente entwickelt, der sie bis zum Ende ihres Lebens im Stil treu geblieben ist. So lösen sich ihre Bilder häufig in formenreichen und farbigen Abstraktionen auf und vermitteln elementare Ausdruckswerte und Ursprünglichkeit.
Dr. Hans Voith von Voithenberg
Hans Karl Freiherr Voith von Voithenberg wurde am 29. August 1904 in München geboren und verstarb am 16. November 1978 in Bayreuth
Hans von Voithenberg war ein Mensch mit vorwiegend geistigen und künstlerischen Interessen, von hoher humanistischer Bildung und feiner Empfindung. Er befasste sich eingehend und vertieft mit Geschichte, war unglaublich belesen und verfügte über gute Menschenkenntnis. Er war humorvoll, feinsinnig und konnte feine Spitzen setzen, er erkannte, auch aus seiner beruflichen Tätigkeit heraus, gewisse Situationskomik, die er verarbeitete. Alle diese Eigenschaften spiegeln sich in seinem gesamten schriftstellerischen Werk wider.
Schon zu Schulzeiten hat Hans von Voithenberg Theaterstücke geschrieben und mit seinem Vetter und seiner Cousine zur Aufführung gebracht. Die Cousine Rita Pauer war mit Franziska Bilek, der Karikaturenzeichnerin zusammen in der Volksschule. Sie selbst malte und zeichnete schon in Jugendjahren ausgezeichnet und fertigte für die Theaterstücke Bühnenbilder und Kostüme. Zum Teil wurden die Stücke musikalisch durch die Mutter Marie begleitet, die sehr gut Klavier spielte. Hans von Voithenberg sang in seiner Jugend sehr gerne Lieder von Schubert und seine Interessen lagen neben der Schriftstellerei besonders in geschichtlicher und historisch-archivarischer Tätigkeit.
So sammelte und katalogisierte er bereits in früher Jugend für die spätere Familiengeschichte der Familie Voith von Voithenberg Daten, Urkunden und viel anderes Material aus Archiven, Kirchenbüchern, Tagebüchern. Er stellte ausgehend vom Stammsitz der Familie Voithenberg in Voithenberg und Herzogau. Schlossgut und Gutsbetrieb mit Brauerei, ehemaligem Hammerwerk, Glasherstellung, Waldungen etc. die Familiengeschichte zusammen. Auch im weiteren Berufsleben führte er die Suche fort und verfasste dann später, nach seinem Eintritt in den Ruhestand, die Familiengeschichte Voith von Voithenberg. Die Familiengeschichte gibt eine Übersicht über die Mitglieder der Familie mit Stammtafeln, der Übersicht über die Hauptstammlinien ab 1562 und biographischen Zusammenstellungen bis zum Jahre 1970.
Er verfasste außerdem zahlreiche Gedichte, Theaterstücke, Kurzgeschichten und Hörspiele. Für seine Kasperltheaterstücke bekam er von dem renommierten Literaturkritiker Albert von Schirnding eine besondere Anerkennung. Er verglich seine Kasperl-Theater-Stücke mit denen vom sehr bekannten Franz Graf von Pocci.
Freie Gruppe
Ausstellung "Die Freie Gruppe Bayreuth" 1951 - 1981 - Zwischen "Neu-Bayreuth" und der Gründung der Universität und des Kunstvereins
Die Ausstellung zur "Freien Gruppe Bayreuth" fand vom 23.10.2016 - 26.2.2017 statt. Zur Ausstellung ist ein hervorragender Katalog als begleitende Publikation mit den Forschungsergebnissen zur "Freien Gruppe" erstellt worden, der von der Voith von Voithenberg Stiftung mit Unterlagen aus dem Archiv, z.B. einem Ölbild von Sawo Iwanow, unterstützt und mitfinanziert wurde.
Im Ausstellungsflyer ist zusammenfassend festgehalten:
"In den frühen Jahre nach 1945 formierten sich allerorten Künstlervereinigungen, die sich eine Erneuerung der Kunst auf die Fahnen geschrieben hatten. Die bekanntesten sind hier sicherlich "ZEN 49", "junger westen", "Quadriga" oder die "Alfterer Donnerstag-Gesellschaft". Von vielen Vertretern dieser Gruppen bewahrt das Kunstmuseum Bayreuth Arbeiten in seinen Stiftungen und Sammlungen.
Auch in Bayreuth gab es eine solche Gruppe. "Die Freie Gruppe Bayreuth" hatte nicht von ungefähr ihre Blütezeit zwischen "Neu-Bayreuth" und der Gründung der Universität und des Kunstvereins. 1951 von Friedrich Böhme, Sawo Iwanow, Rudolf Jakubek und Ferdinand Röntgen als loser Zusammenschluss von einheimischen und nach dem Krieg hier in Bayreuth gestrandeten Künstlern und einigen wenigen Künstlerinnen gegründet, gestaltete diese Gruppe die Bayreuther Kunstszene für 30 Jahre - bis zur Gründung des Bayreuther Kunstvereins 1981.Nach der nationalsozialistischen Kunst war es endlich möglich, frei zu malen. Und das Spektrum der Künstler war weit: Es gab expressionistische und surreale Bilder, Farbmateriestrukturen breiteten sich auf Leinwänden und anderen Bildträgern aus, auch Keramiken und Holz- bzw. Bronzeskulpturen wurden ausgestellt.
Manche der Künstler waren in München, Dresden (bei Albiker), Leipzig oder Berlin (bei Orlik) akademisch ausgebildet, andere begannen ihr Werk als Autodidakten. Die meisten der ausgestellten Werke waren gegenständlich und beschäftigten sich mit philosophischen, psychologischen und religiösen Themen. Mythologische Szenen, Landschaften und Menschenbilder dominierten die Ausstellungen.
Die Ausstellungen fanden im Sommer, während der Festspielzeit, an unterschiedlichen Orten statt. Das Bedürfnis nach Kunst war groß und der Besuch war enorm. Und es gab auch gute Verkäufe. Von Anfang an kaufte auch die Stadt Bayreuth Kunstwerke für die Büros der Mitarbeiter an. Viele dieser Bilder befinden sich mittlerweile im Kunstmuseum Bayreuth, das sich seit einigen Jahre der Erforschung der "Freien Gruppe Bayreuth" gewidmet hat und nun - Dank der großzügigen Förderung durch Barbara Froemel, die Oberfrankenstiftung, die Voith von Voithenberg Stiftung und durch die Freunde des Kunstmuseums Bayreuth e.V. - die Forschungsergebnisse in einer Ausstellung im Alten Barockrathaus und einer begleitenden Publikation präsentiert."
Voith von Voithenberg-Stiftung | Spendenkonto bei der Sparkasse Bayreuth
IBAN: DE79 7735 0110 0030 1342 25 | BIC: BYLADEM1SBT
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Verabschiedung von Frau Dr. Marina von Assel
Verabschiedung von Frau Dr. Marina von Assel am 31.1.2024 als Leiterin des Kunstmuseums Bayreuth in den Ruhestand Lesen Sie hier die Dankesrede der Stifterin der Voith von Voithenberg-Stiftung, Erdmute Voith von Voithenberg und die Artikel der Redakteurin des Nordbayerischen Kuriers, Frau Ute Eschenbacher. Lesen Sie hier die Dankesrede der Stifterin der Voith von Voithenberg-Stiftung, Erdmute … -
AUSSTELLUNG „SCHAU MICH AN! – Portraits aus den Sammlungen“ im Kunstmuseum Bayreuth – 12.3. bis 4.6.2023
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 12. März 2023, 11.00 Uhr Sehen sie sich hier die Seite des Kunstmuseum Bayreuth zur Ausstellung an. Das Interesse an menschlichen Darstellungen ist alt. Diese waren schon an den Wänden von steinzeitlichen Höhlen zu finden. Abbildungen der menschlichen Figur waren und sind uns vielleicht die vertrautesten Bilder überhaupt. Hier begegnen uns konkrete Individuen … -
Jubiläumsveranstaltung: 10 Jahre Voith von Voithenberg-Stiftung
Jubiläumsveranstaltung am 8. März 2020 - 10 Jahre Voith von Voithenberg-Stiftung im Kunstmuseum Bayreuth, Maximilianstraße 33, 95444 Bayreuth. Sehen Sie sich jetzt den Zeitungsbericht Nordbayerischen Kuriers zum 10-jährigen Jubiläum an. Programm zur Veranstaltung: Die Voith von Voithenberg-Stiftung wurde zum 10-jährigen Bestehen des Kunstmuseums Bayreuth und anlässlich des 100. Geburtstages von Gerda Voith von Voithenberg von …„Jubiläumsveranstaltung: 10 Jahre Voith von Voithenberg-Stiftung“ weiterlesen