Gerda Voith von Voithenberg
Von Jugend an hat Gerda Voith von Voithenberg eine Leidenschaft zum Malen, Zeichnen und Modellieren entwickelt und bis fast zu Ihrem Ableben hatte sie sich der Kunst verschrieben. Zu ihrem 90. Geburtstag hat sie eine Ausstellung dazu ermuntert, mit wirklich bewundernswerter Schaffenskraft wieder zum Pinsel zu greifen. In dieser letzten Schaffensperiode kommt in den Spätwerken dann
deutlich zum Ausdruck, wie rege die Malerin geblieben ist. Sie bringt darin gefühlsbetont Stimmungen zum Ausdruck, die auch mit dem Altwerden und der Rückschau auf ein erfülltes Leben zusammenhängen. Für die mit Mischtechnik aus Plaka-, Aquarell- und Temperafarben arbeitende Künstlerin wird bildende Kunst selbst nicht alt, für sie selbst aber ist Altern der einzige Weg zum Leben.
Die Bilder strahlen Balance und Geschlossenheit aus und lassen Raum zur Interpretation durch den Betrachter.
In einer Vielfalt von Formen, Farben und kräftigem Strich wird in dieser Ausstellung eine breite Palette stimmungsvoller, farbenfroher Motive gezeigt, die von Naturinspirationen geprägt sind. So finden sich harmonische, aber auch wilde Landschaften, Blumen; Traumwelten, Abstraktes, aber auch gegenständlich Greifbares in den Werken.
Auch frühere Studienreisen ins Ausland, bei denen unzählige Skizzen entstanden sind, geben mit ihren bleibenden Eindrücken Anregung für diese späte Schaffensperiode der Künstlerin.
Stilistisch sind die Werke einer Kunstrichtung zuzuordnen, die sich aus dem Expressionismus herausgebildet hat. Die Malerin selbst hat dabei eine eigene hinausweisende Komponente entwickelt, der sie bis heute stilistisch treu geblieben ist. So lösen sich ihre Bilder häufig in formenreichen und farbigen Abstraktionen auf und vermitteln elementare Ausdruckswerte und Ursprünglichkeit, die im Vergleich zu den Bildern der frühen Jahre, in denen sie jährlich in den Ausstellungen der "Freien Gruppe" der oberfränkischen Künstler vertreten war, eine kontinuierliche Weiterentwicklung erfahren haben.
Sehen Sie sich die Werke aus den verschiedenen Schaffensperioden von Gerda Voith von Voithenberg an und gewinnen Sie einen spannenden Einblick in die künstlerische Arbeit und das Leben der Künstlerin.
Einige Auszüge ihrer Werke
Skizzenbuch - Jesolo, Venedig, Südtirol - 1967
Skizzenbuch - USA - 1969
Lebensdaten
Gerda Freifrau Voith von Voithenberg, geb. Freiin von Waldenfels, geboren am 16.09.1909 in Bayreuth, verstorben am 28.März 2001 in Bayreuth, Geschwister: drei ältere Brüder
1915 - 1919
Seminarschulbesuch in Bayreuth (Volksschule)
1919 / 1920
Aufnahme in das Gymnasium Christian Ernestinum in Bayreuth; der erste Jahrgang mit Mädchen am humanistischen Gymnasium
1928
Abitur am Gymnasium Christian Ernestinum
Gerda von Waldenfels als Schülerin
Mai 1929 bis März 1931: München, Kunststudium
Erstes Semester an der Blocherer-Schule; danach Aufnahmeprüfung und Studium an der Staatsschule für angewandte Kunst bei den Professoren Walther Teutsch (1883 - 1964) Malerei und Graphik, Perspektive und darstellende Geometrie, Klein, Zeichnen und Konstruktion, Kiener, Kunstgeschichte, Wirnhier, Zeichnen, Buchner, Ornamentik und Pädagogik bei Steigerwaldt
Wohnung bei Oberst Weller in der Prinzregentenstraße
12. April 1931 - 31. März 1933: Dresden, Kunststudium
Dresden, Kunst - Studium
An der Akademie für Kunstgewerbe bei den Professoren Karl Groß (Direktor der Akademie Einstellung 1898, ausgeschieden 1933) Bildhauerei, Dr. h. c. Karl Albiker (1878 – 1961 Einstellung 1920, ausgeschieden 1933) angewandte Plastik – in dessen Klasse als einzige Frau – und Jorg Klemm (Einstellung 1923 – 1933; Freitod aus politischen Gründen), Zeichnen
Wohnung bei von Zetzschwitz, Dresden, Hohensteiner Straße 12
1934
Ein Semester bei Professor Walther Teutsch und Staatsexamen für Kunsterzieher an höheren Lehranstalten in München
Wohnung in einer Pension in der Adalbertstraße bei der Familie des Kunstmalers Karl Wolf (* 17. August 1901 in München, † 1993)
1934: Königsberg, Englisch-Studium und Meisterateliers
Meisterateliers unter den Professoren Alfred Partikel (1888 – 1945, Berufung 1929 an die Kunstakademie Königsberg), Fritz Burmann (1892 - 1945; wurde 1926 Professor an der Kunstakademie und leitete für 10 Jahre eine Meisterklasse) und Studium der Kunstgeschichte bei Prof. Wilhelm Worringer (1881 – 1965, wurde 1928 auf den Lehrstuhl des kunst-geschichtlichen Instituts der Albertus-Universität Königsberg berufen. Er leitete das Institut bis zum Kriegsende 1945. Um die Worringers bildete sich in Königsberg bereits vor 1933 ein Kreis von Unangepassten, u. a. auch Prof. Alfred Partikel) sowie Englischstudium an der Albertus Universität
1937
Englischexamen mit Qualifikation zum Lehrberuf in Königsberg und mit besonderer Anerkennung des preußischen Ministeriums, da es die Kombination „Kunst und Englisch“ für das Lehramt als Regelstudium nicht gab.
Wohnungen in Königsberg bei von Loeper im Nachtigallensteig, ein winziges Zimmer, und bei Frau Schmolling am Steindamm
Gerda von Waldenfels als Studentin
1937 - 1942
Lehrerin in der Urspringschule, seit 1930 ein evangelisches Landschulheim bei Blaubeuren
1942
Heirat mit Dr. Hans Freiherrn Voith von Voithenberg (*29. August 1904 in München, † 16. November 1978 in Bayreuth)
1943 - Ende 1949
Lehrerin an der Städtischen Höheren Handelsschule, Bayreuth (heute Wirtschaftsgymnasium)
Nach der Wiedereinstellung des Ehemannes, Landgerichtsrat Dr. Hans Freiherrn Voith von Voithenberg am 16.11.1948, wurde nahe gelegt, dass die Ehefrau die berufliche Tätigkeit aufgeben sollte. Dies erfolgte Ende 1949, da dann am 6. Februar 1950 die Tochter Erdmute geboren wurde.
Ab 1950
Freie Künstlerin (ab und zu Lehrervertretung an der Städtischen Handelsschule und Nachhilfeunterricht für schwächere Schüler)
Gestorben am 28. März 2001 in Bayreuth
Ihr sehnlichster Wunsch, einmal den Übergang in ein neues Jahrhundert, bzw. Jahrtausend zu erleben, wurde ihr erfüllt! Sie genoss es, das Jahr 2000 an Silvester mit großem Feuerwerk über Bayreuth zu erleben. Sie malte ihre letzten Bilder im Jahr 2000.
1944 - Gerda und Hans auf Gut Grunau bei Bayreuth
1922 Unterlosa im Grenzbereich zu Sachsen, 1928 England und London, 1929 Skifahren in Tirol, 1930 Paris, 1932 August Stralsund und Hiddensee von Dresden aus, 1934/35 und 1936/37 Kurische Nehrung und Nidden während der Königsberger Zeit, 1937 nach dem Examen in Königsberg bei Familie Walter und Edith von Sanden in Guja in Ostpreußen, 1939 Radwanderreise durch Schwaben von Urspring aus.
Nach dem 2. Weltkrieg ab der Zeit des „Wirtschaftswunders“
1955 Oberitalienische Seen, 1957 Florenz
1960 Rom, Neapel, Prajano, Positano
1962 Ravenna und Marina di Ravenna
1963 Südtirol, aber auch Hersbrucker Schweiz
1964 Mittelitalien - Assisi, Perugia, Abruzzen
1965 Spanien und Marokko - Tarragona, Barcelona, Toledo, Sevilla
(Prozessionen mit sog. Gugelmännern) und Tetuan
1966 Florenz, Lucca, Carrara
1967 Südtirol, Venedig, Jesolo und Reise nach Jugoslawien, Griechenland, Kreta und Türkei
1969 USA, insbesondere Kalifornien und die Nationalparks, New York und Montreal
1971 Verona
1972 Große Frankreichtour
1973 Große Englandtour
1974 Provence
1975 Moskau und Leningrad
1976 Rheintour und Westfalen
197 Münster und Westfalen
1979 Kreta und Sizilien,
1980 Budapest, Allassio und Schweiz
1981 Israel und Annecy
1982 Ägypten und Norwegen
1983 Kaukasusfahrt mit Leningrad und Moskau
1984 Norwegen, Nordkap, Lofoten - Nordmeerinseln
1985 Namibia
Nach 1985 kleinere Fahrten in Deutschland, auch nach Seebüll und seit 1953 jedes Jahr Oberbayern mit dem Voralpenland, den Seen, Mooren und dem Gebirge.
Auf allen Reisen zückte sie den Skizzenblock, hielt die wichtigsten Punkte in Skizzen fest und malte dann davon inspiriert, die Eindrücke in ausdrucksstarken Bildern – Aquarellen, Tempera- und Mischtechnikbildern.
Kontakte mit Künstlern
Sie unterhielt zahlreiche z. T. enge Kontakte mit Kunstmalern, -innen, so mit Professor Walther Teutsch, Frau Professor Else Brauneis, die seit 1923 Malerei, Perspektive und darstellende Geometrie unterrichtete und 1946 als erste und bis 1992 einzige Professorin an die Münchner Kunstakademie berufen wurde, mit Gabriele Münter, mit den Malern Hans von Hayek (* 19. Dezember 1869 in Wien; † 17. Januar 1940 in München) und Otto Geigenberger (* 6. Juni 1881; † 6. Juli 1946 in Ulm), dem Bildhauer Richard Knecht (1887 – 1966), Himsel, Iwanow, von Hößlin, mit dem ostpreußischen Tiermaler Hans Kallmeyer (1882 – 1961), dem Mitschüler Fritz Nüssel (*23.1.1909 in Bayreuth, † ? Köln), den Malern der „Freien Gruppe“ u. a. Hanna Barth, Rudolf Jakubek d. Ä. und d. J., Friedrich Böhme, Ferdinand Röntgen, Caspar Walter Rauh, Werner Froemel, Fritz Föttinger.
1953 und 1954 Besuche bei Gabriele Münter in Murnau, in dem Haus, in dem sie mit Kandinsky lebte; Anlass des Besuches 1954 war ein Portrait von Professor Teutsch von der Malerin, das im Haus der Kunst ausgestellt war. Gabriele Münter sagte: “Sie wollen wohl das Original nochmals sehen“? Der Besuch war sehr nett und sie erzählte über ihr Leben mit Kandinsky und zeigte viele ihrer Werke in Haus und Atelier.
Vorträge
Privater Kunstkreis und Internationaler Club Bayreuth
Themen: Leben und Werk von Künstlern der: Modernen Malerei und weniger bekannte Künstler
des Surrealismus mit Max Ernst – „Dada Max“, Rene Magritte, Chirico, Miro
des Dadaismus mit dem Dadaisten Hugo Ball
der Englischen Präraffaeliten und Nazarener
des Jugendstil mit seinen Hauptvertretern Gustav Klimt und Egon Schiele und dazu Vergleiche zu Friedensreich Hundertwasser
zweier Außenseiter, James Ensor und Odilon Redon, dessen Blumen-Stilleben auch an Chagall erinnern
des abstrakter Expressionismus mit Werner Gilles und seiner lyrischen Bildsprache, Christian Rohlfs, der sich von den Expressionisten stark unterscheidet, eher an Feininger erinnert,
Hieronymus Bosch, dessen Bilder auf den Surrealismus einwirkten
1980: Vortrag Felsbilder in der Sahara im Internationalen Club
1983: Vortag über Hundertwasser im Internationalen Club
1935
Ausstellung der „Partikel-Klasse“ in den Meisterateliers in Königsberg
Bilder von dem dreiwöchigen Aufenthalt in Maldeuten, heute Maldyty.
In der Presse beschrieben und besprochen:
„Die eigenwilligen Arbeiten der Gerda v. Waldenfels“
„Diese steht dem spezifischen Schulgesicht der Partikel-Klasse noch am fernsten, wofür u. a. kennzeichnend ist, dass G.v.W. ihr Bestes in der Zeichnung gibt, deren Linien in der herben Kraft ihrer ausdrucksvollen Formen entfernt an Arbeiten Barlachs und Noldes erinnern, während bei den anderen Schülern Ölbilder und Aquarelle bestimmend wirken“
1954
Ausstellung von Aquarellen in der Galerie Stangel – Arkaden am Hofgarten in München
Ausstellungen in Bayreuth:
1955 – 1968
Jährlich in der „Freien Gruppe Bayreuth“ – Künstlergruppe
Erste Künstlergruppe nach dem Zweiten Weltkrieg in Bayreuth und Oberfranken. Ausstellungen ab 1955 in der Graserschule, später in der privaten Handelschule Reger und im ehemaligen humanistischen Gymnasium, heute „Historisches Museum“
1959
Illustrationen zum Jubiläum der Städtischen Höheren Handelsschule. In der Presse waren die „Kartenbilder“, die Bühnendekoration für die Pantomime abgebildet und besprochen
1966
Illustrationen zu „Romeo und Julia“ in der deutsch-italienischen Gesellschaft.
Vortrag dazu von Dr. Burger. Humorvolle Vorstellung von einigen Szenen des Shakespeare Dramas durch verschiedene Aquarellzeichnungen. Gezeichnet auch die sterbende Julia auf Romeo auf dem Sarkophag
1969
Einzelausstellung in der Stadtbibliothek „Reisenotizen in Farbe“ mit umfangreicher Besprechung in der Presse
1975
Einzelausstellungen im April und Oktober in der Stadtbibliothek „Erinnerungen an mancherlei“
Presse: „Erinnerungen an einen Bilderbuchsommer werden wach, an den vergangenen Herbst oder an idyllische Ecken in Bayreuth“
1979
Einzelausstellung in der Bayerischen Vereinsbank „Aquarell und Tempera“ anlässlich des 70.Geburtstages
1984 und 1989
Einzelausstellungen „Impressionen aus Licht und Farbe“
1994 und 1999
Einzelausstellungen in der Hypo-Vereinsbank zu den runden und halbrunden Geburtstagen mit jeweils neuen Werken