Verabschiedung von Frau Dr. Marina von Assel am 31.1.2024 als Leiterin des Kunstmuseums Bayreuth in den Ruhestand
Lesen Sie hier die Dankesrede der Stifterin der Voith von Voithenberg-Stiftung, Erdmute Voith von Voithenberg und die Artikel der Redakteurin des Nordbayerischen Kuriers, Frau Ute Eschenbacher.
Die Worte von Dr. Marina von Assel beim Abschied
„Passen Sie auf mein Museum auf“
Die langjährige Leiterin des Kunstmuseums, Marina von Assel, ist am Mittwoch verabschiedet worden. Die Interimsleitung für ein Jahr übernimmt Kunsthistorikerin Alexandra Kuhnke.
BAYREUTH. Kaum eine andere ist mit dem Bayreuther Kunstmuseum so eng verbunden wie sie. Marina von Assel war eine hochgeschätzte und qualifizierte Leiterin an der Spitze des noch jungen Museums, das im Jahr 1999 eröffnete. Viele Weggefährten wollten Marina von Assel für ihre erfolgreichen Jahre in Bayreuth danken. Nicht wenige aus der Kunst- und Kulturszene blicken mit Sorge in die Zukunft angesichts der angespannten finanziellen Lage der Stadt.
Oberbürgermeister Thomas Ebersberger erinnerte an die „lange Erfolgsgeschichte“ des Kunstmuseums unter seiner engagierten Leiterin, die mit einer kleinen Sammlung von Kunstgegenständen begonnen habe. Der frühere Oberbürgermeister Dieter Mronz, der ebenfalls unter den Gästen war, habe wesentlich zur Gründung des Kunstmuseums im Alten Rathaus beigetragen. Bekanntlich leide die Stadt „nicht unter zuviel Geld“, sagte Ebersberger. Alles, was vorhanden sei, solle bewahrt und auch in Zukunft ausgestellt werden. Er wisse jedoch, dass es in der Praxis häufig darum gehe, den Mangel zu verwalten. Dennoch sei die Stadt interessiert daran, dass es mit dem Kunstmuseum weitergehe. „Bayreuth hat sich immer schon als Kultur- und Kunststadt verstanden.“
Wie die Arbeit des Kunstmuseums „vernünftig“ weitergeführt werden könne, sei noch zu klären, so Ebersberger. Und zwar „in einer Dimension, die für Bayreuth passt“. Der Stadtrat müsse bei allen Entscheidungen mitgehen. Die bisherige stellvertretende Leiterin des Kunstmuseums, Alexandra Kuhnke, werde die Aufgaben von Marina von Assel zwischenzeitlich übernehmen. Nach einem Jahr werde die Stelle voraussichtlich ausgeschrieben. Stifterin Erdmute von Voithenberg von der „Voith von Voithenberg“-Stiftung würdigte die gute Zusammenarbeit mit von Assel seit Gründung der Stiftung im Jahr 2009. Die Kunst von Gerda Voith von Voithenberg, ihrer Mutter, Mitglied der Freien Gruppe, füge sich ein in das Gesamtkonzept des Museums. Fast 25 Jahre lang habe von Assel als „hoch qualifizierte, spezialisierte Leiterin“ ein Kunstmuseum aufgebaut, dessen Ruf über die Grenzen Oberfrankens hinaus reiche. Ihr „außergewöhnliches Fachwissen und Engagement“ führte zu einem Anwachsen der Kunstwerke durch weitere Stiftungen und Schenkungen. Grundlage der Sammlung sind neben der „Dr. Helmut und Constanze Meyer Stiftung“, die „Prof. Dr. Klaus Dettmann Kunststiftung“, die „Voith von Voithenberg-Stiftung“, die „Georg Jakob Best Kunststiftung mit Viola Schweinfurter“ und die drei Dauerleihgaben der Oberfrankenstiftung – die Sammlungen „Caspar Walter Rauh“, „Werner Froemel“ und „A.D.Trantenroth“ und die „Georg Tappert Schenkung“. Mit Mitteln aus dem Nachlass von Günter Ruckdäschel wurden Zeichnungen von George Grosz angekauft. Die Freunde des Kunstmuseums ermöglichten den Ankauf der „Götterdämmerung“ von Harald Duwe. Im Jahr 2023 kamen weitere Schenkungen hinzu: Francois Morellet, Werner Froemel, Ferdinand Röntgen, Fritz Föttinger, Caspar Walter Rauh, Hannsjörg Voth und Peter F. Piening. „In den Stiftungen und Sammlungen bewahrt das Museum nun circa 25 000 Kunstwerke und 25 000 Plakate auf.“ Der Schwerpunkt liegt auf der Kunst des 20. Jahrhunderts, was einzigartig in Oberfranken sei. Die Museumspädagogik, ein Newsletter, Führungen durch die Ausstellungen, Internetangebot und Youtube-Filme sowie „erstklassige Kataloge“ würden zum guten Ruf des Museums beitragen. Von Assel habe über ihr Netzwerk „herausragende Qualität“ auf dem Gebiet der Malerei, Graphik und Skulptur nach Bayreuth gebracht. Durch ihre Kontakte sei ein hochwertiges Ausstellungsprogramm erarbeitet worden. „Und das gilt es, auf für die Zukunft zu erhalten!“, mahnte sie. Sachbearbeiterstellen seien nicht oder nicht voll nachbesetzt worden. Zwar sei die Stelle von Kuhnke aufgestockt worden. Doch die Leitungsstelle müsse ebenfalls nachbesetzt werden, „um den hervorragenden künstlerischen und kunsthistorischen Standard“ beizubehalten. „Die Stadt hat auch die Verpflichtung, ein Kunstmuseum vorzuhalten“, verwies sie auf die Stiftungssatzungen, die unter anderem die kostenlose Ausstellung der Kunstgegenstände vorsehen.
Der Vorsitzende der Freunde des Kunstmuseums, Ekkehard Beck, bezeichnete die Einrichtung als „lange überfälliges Zeichen der Kulturstadt Bayreuth“. Von Assel sei es gelungen, die Vielfalt der Sammlung zu präsentieren. Der Freundeskreis habe 10 000 Euro für Museumspädagogik, 13 000 Euro für den Ankauf von Kunstwerken sowie 10 000 Euro für die Vermittlung von Künstlern gespendet. „Das Dreamteam“ an der Museumsspitze sei „jetzt leider radikal ausgedünnt“. Marina von Assels Begeisterung und Enthusiasmus würden in Zukunft fehlen, so Beck.
Die scheidende Museumsleiterin sagte, sie werde den Oberbürgermeister beim Wort nehmen. Sie habe vier Oberbürgermeister und sieben Kulturreferenten in ihrer Amtszeit erlebt. Doch ohne Dieter Mronz und Erwin Pflaum wäre sie damals nicht von Schleswig-Holstein nach Bayreuth gekommen. Ihr „Kind“, das Kunstmuseum, könne „jetzt alleine laufen“. Sie bedankte sich bei allen Spendern und Stiftern für ihre Schenkungen. „Vielen Dank für das Vertrauen in das junge Museum.“ Das Kunstmuseum sei eines der Künstler und Sammler. „Das ist ein Museum des Bürgerengagements.“ Am Anfang des Jubiläumsjahres brauche das Museum weiterhin Unterstützung. „Kultur ist keine freiwillige Leistung“, sagte zu unter dem Beifall der Gäste. Das kulturelle Erbe zu bewahren, sei Teil der Bayerischen Verfassung. „Wenn wir uns nicht um unsere Vergangenheit kümmern, leben wir im luftleeren Raum.“ Sie habe in Bayreuth viele Freunde gewonnen. Zum Schluss appellierte sie an diese: „Passen Sie auf mein Museum auf, denn es ist Ihr Museum.“
Quelle: Nordbayerischer Kurier, 1.2.2024. Autorin: Ute Eschenbacher
„Kultur ist keine freiwillige Leistung“
Mit Marina von Assel verlässt das Kunstmuseum eine leidenschaftliche Kuratorin und Kunstkennerin. Ihre Nachfolge: offen
Ausgerechnet im Jahr des 25. Geburtstages des Bayreuther Kunstmuseum fehlt dem Haus eine Leitung. Nun natürlich nicht ganz: Die stellvertretende Leiterin übernimmt die Organisation und Verwaltung und plant für Dezember ein Jubiläumsprogramm. Dennoch ist vieles nach dem Abschied von Marina von Assel ungewiss, zum Beispiel, wann ihre Stelle ausgeschrieben wird. Bekanntlich ist die Stadt Bayreuth zum Sparen gezwungen. Die Personalkosten zählen naturgemäß zu den größten Ausgabenposten.
Ein Haushalt ist aber immer eine Frage der Prioritäten. Was ist also Kultur der Stadt Bayreuth wert, die sich selbst gern als Kulturstadt bezeichnet?
Marina von Assel hat zum Ende ihrer Amtszeit einen Satz formuliert, der nachhallt: „Kultur ist keine freiwillige Leistung.“ Damit sprach sie vielen Menschen, denen eine vielfältige Kulturszene in Bayreuth am Herzen liegt, aus der Seele. Kultur ist keine freiwillige Leistung! Kultur ist ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Kultur bringt Menschen zusammen, ermöglicht Erkenntnis, Diskussion und Reflexion über Gegenwart und Vergangenheit. Kultur unterhält, überrascht und überfordert zuweilen. Kultur ist ein verbindendes Element in einer Zeit, in der radikale Kräfte versuchen, die Menschen zu spalten und Angst zu schüren. Kunst und künstlerisches Schaffen stehen für Freiheit und Toleranz. Auch deshalb braucht die Stadt weiterhin ein Kunstmuseum.
Quelle: Nordbayerischer Kurier, 3.2.2024. Autorin: Ute Eschenbacher